Die Maiensässe stellen eine kulturlandschaftliche Besonderheit dar. Ihre Entstehung geht auf die jahrhundertealte Geschichte der Dreistufenwirtschaft in der Landwirtschaft zurück, einer Form der Transhumanz (Transhumanz ist eine Wanderviehwirtschaft, bei der das Vieh nicht oder nur saisonweise eingestallt ist)…
Ihr habt keine Ahnung was ein Maisäß ist? Dann hier zuerst eine Worterklärung:
Maiensäss (bzw. Maiensäß), auch Maisäss (Maisäß), bezeichnet eine Sonderform der Alm/Alp: eine gerodete Fläche mit Hütten und Ställen. Auf jedem Maiensäss steht mindestens ein kleines Haus und ein Stall; als Ensemble weist es zuweilen einen dörflichen Charakter auf (Almdorf), insbesondere mit eigener Kirche. Ein Maiensäss liegt noch unter der Baumgrenze auf ca. 1200 bis 1600 Meter Höhe (Niederalpe/-alm). Die Mittel- und Hochalpen mit den Bergmädern schließen darüber an. Maiensässe sind besonders in den schweizerischen Kantonen Graubünden und Wallis, im westlichen Tirol und in Vorarlberg verbreitet. Das Wort ‚Maiensäss‘ leitet sich vom Monat Mai ab, in dem man das Vieh zum ersten Mal auftrieb. Das Wort findet sich als maygen gesäß erstmals 1380 in Vorarlberg belegt. Das Grundwort ist der bodenständigen mundartlichen Aussprache zufolge mhd. sëss ‚Sitz‘ und ist demnach mit kurzem e auszusprechen; die heute oft übliche Aussprache mit langem e ist etymologisch unrichtig.
Geschichte der Maiensässwirtschaft
Die Maiensässe stellen eine kulturlandschaftliche Besonderheit dar. Ihre Entstehung geht auf die jahrhundertealte Geschichte der Dreistufenwirtschaft in der Landwirtschaft zurück, einer Form der Transhumanz (Transhumanz ist eine Wanderviehwirtschaft, bei der das Vieh nicht oder nur saisonweise eingestallt ist). Der Maisäß im Montafon ist die Stufe 2 der Dreistufenwirtschaft (Tal – Maisäß – Alpe/Hochalpe). Die Eigenständigkeit besteht darin, dass meist die gesamte Hofwirtschaft auf den Maiensäss zog, während in anderen Alpenregionen nur die Alp-/Sennbelegschaft die Saison in den Hochlagen verbrachte. Die Dreistufenlandwirtschaft fasste bis ins 20. Jahrhundert eine umfassende Nutzung der gesamten Vegetation des Lebensraumes im hochalpinen Gebiet ins Auge. In der traditionellen Dreistufenwirtschaft wird der Maisäß einige Wochen im Frühsommer und dann wieder im Herbst mit Vieh bestoßen.
Bis zur verkehrstechnischen Erschließung der Maiensässgebiete wurde die Milch an Ort und Stelle zu Butter und Käse verarbeitet, was sich vielerorts noch durch Inventar nachweisen lässt und heute im Montafon noch immer so geschieht. Der Montafoner „Sura Kees“ ist eine regionale Spezialität, die durch die Jahrhunderte hindurch die Talschaft geprägt hat. Seit dem 12. Jahrhundert stellen die Montafoner den „Sura Kees“ her. Damit kann das Montafon auf eine der ältesten Traditionen in der Käseherstellung im Alpenraum verweisen. Auf vielen Maiensässen sind gute Keller angelegt, da man die Milchprodukte meist erst mit dem Alpabtrieb zu Tal brachte: Auf dieser Lagerwirtschaftsform der Sennerei beruht der Ruf des Schweizer, Vorarlberger und Tiroler Bergkäses, eines extrem haltbaren Hartkäses.
Bauformen
Auf den Maiensässen begnügte man sich mit den notwendigsten Räumen, die aber immer wieder in Größe und Anzahl dem Bedarf angepasst wurden. Wohn- und Stallgebäude waren zusammen aber auch getrennt – ihre Nähe zueinander ist Merkmal von im Montafon üblichen Paarhofanlagen.
Fichten-Rundlinge im Eckverbund; Fugendichtung mit Moos
Wohngebäude: Diese weisen zumindest zwei getrennte Räume auf. Betreten wird das Haus durch die Flurküche und daran schließt die Stube oder Kammer an.
Stallscheune: Ebenerdig liegt der Stall und darüber ein Lagerbereich für Heu oder Stroh.
Barge: Um das Heu bei der Ernte nicht weite Strecken bergauf tragen zu müssen, wurden diese Lagergebäude an den tiefsten Punkten des Bewirtschaftungsgebietes platziert. Diese eingeschossigen Bauten weisen meist zwei Öffnungen auf: Bergseitige Luke zum Einbringen des Heus und Richtung Tal eine Türe für den Abtransport im Winter mit Hornschlitten.
Früher war auch die Bauform der Tiaja (Wohn-, Senn-, Vorrats- und Stallräume unter einem Dach) verbreitet.
Die Gebäude wurden in Fichtenholz (Rundlinge oder behauen) in Blockbauweise und Steinen errichtet. Die Dächer sind meist mit Nagelschindeln in drei- bis vierfacher Überdeckung ausgeführt.
Heute werden viele Maiensässe nicht mehr bewirtschaftet, sondern als Urlaubsort genutzt oder vermietet.
Hier gehts zum 2. Teil der Montafoner Maisäß
© Montafon Tourismus – Werner Burger / © Montafon Tourismus – Edi Gröger
© Montafon Tourismus