Erlebt im europaweit einmaligen Goldgräberdorf Heiligenblut die Geschichte der Goldgewinnung, genießt eines der letzten großen Abenteuer und den ganz persönlichen Erfolg beim Goldwaschen…
Taucht ein in die Geschichte des Tauerngoldbergbaues, erlebt die Goldgewinnung im 16. Jahrhundert! Das Goldgräberdorf Heiligenblut – in seiner Art das einzige europaweit – entstand als ein Herzstück der Kärntner Landesausstellung „wasser.gold 2004“. Schon zur Zeit der Römer wurde aus den Tauernbächen Gold gewaschen. Dem ersten Goldrausch im Hochmittelalter folgte die glänzendste Periode des Tauerngoldbergbaues im 16. und 17. Jahrhundert.
Was bis heute nur historische Darstellungen vermittelten, erweckten die Initiatoren des Goldgräberdorfes Heiligenblut wieder zum Leben – vom Abbau und der Förderung über Sackzug, Röststadel, Pochwerk und Amalgamation bis zum Schmelzofen. Das Goldgräberdorf Heiligenblut im Nationalpark Hohe Tauern Kärnten ist ein Allwetter-Ausflugspunkt und für Besucher leicht zu erreichen. Vom Auffang-Parkplatz Handelsbrücke im Kleinen Fleißtal können Sie über den Goldgräberpfad in fünfzehn Minuten das Freilichtmuseum bequem zu Fuß erreichen.
Goldwaschen in Heiligenblut
Jahrhundertelang war Goldwaschen in Heiligenblut ein bäuerliches Nebengewerbe gewesen und auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg versuchten sich ein paar Leute mit Goldwaschen das Existenzminimum zu sichern.
Die primären Goldvorkommen liefern das Material für die sekundären Goldlagerstätten, für das „Seifengold“ auch „Waschgold“ genannt. Durch Verwitterung der Begleitmineralien wird das Gold, welches chemisch widerstandsfähiger ist, aus dem Gesteinsverband freigesetzt und in Bächen und Flüssen abtransportiert. Wegen ihres hohen spezifischen Gewichtes setzen sich die Goldflitter und Körnchen rascher ab als die meist wesentlich leichteren Begleitmineralien. Durch diesen natürlichen physikalischen Vorgang reichert sich das Gold an Stellen mit günstigen Strömungsverhältnissen in den Sanden und Schottern der Gewässer an – es kommt zur Bildung einer „Seifenlagerstätte“. Goldseifen enthalten das Gold somit als feinen Staub oder in Form von Blättchen und Körnern, vereinzelt auch in größeren Klumpen, den sogenannten „Nuggets“. Aus den Hohen Tauern sind Goldkörner bis etwa Haselnussgröße (Waschgang in der Zirknitz) bekannt. Zusammen mit dem Gold werden auch andere – spezifisch schwere – Mineralien wie verschiedene Erze, Granat, Zirkon u.a.m. in den Seifen angereichert.
Dieses vorläufige Waschergebnis wird als erstes Schüsselkonzentrat bezeichnet. Die Trennung zwischen Gold und taubem Gestein geht ausschließlich nach dem Gewichtsprinzip vor sich. Beim Waschvorgang muss also stets leichteres Material von schwererem geschieden werden, und Gold ist mit seinem spezifischen Gewicht von 19,3 nun einmal das schwerste.
Goldwaschen als Ferienhobby
Seit 1974 wird in Heiligenblut das Goldwaschen als Ferienhobby angeboten. Die Planscherei Tausender Urlauber im kalten Wasser der Tauernbäche hat zwar noch keinen reich gemacht, ist aber ein neuer Modesport geworden, dem allein in Österreich mehrere hundert Fanatiker mittlerweile permanent huldigen.
Nach der Beprobung aller größeren Bäche im Raum Heiligenblut stellte der Verfasser fest, dass der Kleine Fleißbach eine bemerkenswert hohe Goldführung aufweist, was bei den unzähligen Primärvorkommen im Einzugsgebiet des Baches nicht weiter verwundert.
Bereits 1974 wurde die „Gold- und Silberschurfgemeinschaft Heiligenblut“ gegründet. Die erste Goldwaschanlage wurde errichtet und zahlreiche Lehrwanderungen und Exkursionen mit Urlaubern in die Hochtäler und zum Zirmsee bewiesen, dass breites Publikumsinteresse bestand. Bald erschienen Zeitungsreporter, Fotographen und Dutzende TV- und Filmteams, die sich der ungewöhnlichen Story annahmen. Es rauschte im Blätterwald. Nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland, Italien, Frankreich, Holland und in der Schweiz.
Zur Geschichte des Tauerngoldes
Gold findet sich in der Natur hauptsächlich in gediegenem Zustand. Sehr selten geht es Verbindungen mit anderen Elementen ein, so z. B. mit Schwefel, Tellur und Antimon. Das natürlich vorkommende, gediegene Gold ist allerdings fast nie chemisch rein, sondern meist mehr oder weniger stark mit Silber sowie mit kleinen Mengen Kupfer, Platin und anderen Metallen legiert.
Freigold ist gediegenes Gold, das zumeist in Blechen oder Kristallen auftritt, Berggold ist das häufig für das menschliche Auge ohne komplizierte Apparatur unsichtbare, zumeist in sulfidischen Erzen enthaltene Gold. Abgesehen vom Vorkommen im Erdkern und in Meteoriten, findet sich Gold im Bereich der oberen Silikathülle überwiegend in heiß bis mäßig temperierten hydrothermalen Vorkommen, besonders in Gängen, wie in den alten Tauerngoldquarzgängen.
Die Entdeckung des norischen Goldes
Im Herzen der Hohen Tauern liegt das Bergmassiv der Goldberg Gruppe. In den von Gletschern geformten Tälern rund um das gewaltige Massiv liegen Dutzende historische Siedlungen – unter anderem der Wallfahrtsort Heiligenblut, die alten Goldgräber Städtchen Rauris und Döllach und die Kurorte Bad Gastein und Bad Hofgastein.
Möglicherweise bereits vor 4.000 Jahren wurde das Tauerngold entdeckt, das wie ein Magnet Menschen aus halb Europa in seinen Bann zog und die Erschließung des eisstarrenden Alpenkörpers forderte. Heute sind die lauten Hämmer von einst verstummt, die Goldsucher gehören der Vergangenheit an. Was geblieben ist, sind einige wenige Hobby-Goldwäscher, die im Rahmen von Touristenattraktionen in Heiligenblut und Umgebung noch heute in den Tauernbächen nach dem begehrten gelben Metall suchen.
Römische Gussformen für Goldbarren vom Magdalensberg
Einen wichtigen Beweis für den Goldabbau und die Verhüttung des gelben Metalls in Noricum stellen zwei bei den Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1993 entdeckte, in Marmorplatten eingearbeitete Gussformen für Goldbarren dar. Dass es sich bei diesen Stücken tatsächlich um Gussformen für Goldbarren und kein anderes Material handelte, ergab die mikroskopische Untersuchung der Fundstücke.
Chancen für Wiederbelebung des Tauerngoldbergbaues?
Allein die Tatsache, daß die in den zerklüfteten Bergen weit verstreut liegenden Grubenbaue meist in Höhen zwischen 2.300 und 2.900 Meter, am Grieswies Schwarzkopf sogar über 3.000 Meter bestanden, erklärt vieles. Die historische Entwicklung beweist, dass nur ein Bergbau im größeren Stil gewinnbringend sein kann. Man müsste die alten Aufbereitungsanlagen wiederherstellen sowie neue Seilbahnen und kilometerlange Unterfahrungsstollen bauen. Bis heute hat es niemand gewagt, die für eine Wiederaufnahme des Bergbaues notwendige Summe aufs Spiel zu setzen, wahrscheinlich vor allem deshalb, weil sich zu den verschiedenen örtlichen, technischen und bergmännischen Problemen als wichtigstes die Tatsache gesellt, dass die Goldquarzgänge durch ein bis heute noch immer nur zum geringsten Teil bekanntes, erdgeschichtlich jüngeres Spaltensystem in Form von Verwerfungen, Verschiebungen und Zersplitterungen gestört sind.
Abgesehen davon besteht die Gefahr, dass ein moderner Goldbergbau zur weitgehenden Zerstörung der sensiblen hochalpinen Regionen führen würde. Das Beispiel Sierra Pelada in Brasilien zeigt uns deutlich die verheerenden Spuren der Goldgier in der Umwelt: gerodete oder verbrannte Wälder, von Quecksilber vergiftete Flüsse, Seuchen, Epidemien, Elend, Slums. Und das Quecksilber ist noch harmlos in Relation zum Natriumzyanid, wie es in Rumänien und Sibirien zum Einsatz kommt. Ob man jemals wieder in der Rauris, in Heiligenblut oder in einem anderen der Tauerntäler das „Glück auf!“ aktiver Bergleute hören wird, ist mehr als fraglich.
Der Alte Pocher
Die Ruine des Alten Pochwerkes erinnert an die späte Blütezeit des Tauerngoldbergbaues, als hier die auf der Goldzeche und in den benachbarten Revieren abgebauten Golderze zerkleinert wurden. Im 19. Jahrhundert wurde der Alpengasthof „Alter Pocher“ errichtet, den unter anderen der „Pochergeist“ Georg Müller aus Döllach bewirtschaftete. Müller war universell talentiert, vor allem kunst- und kulturhistorisch interessiert. Seine bemerkenswerten Schnitzereien finden sich heute noch im oberen Mölltal, so auch in der Wallfahrtskirche Heiligenblut. Müller kannte die alten Goldbergbaureviere wie kaum ein anderer, er entdeckte das „schwarze Gesenk“ und sammelte viele industriearchäologisch wertvolle Zeugen aus der Bergbaugeschichte, die heute leider zum Teil verschollen sind.
Das Haus wurde 1951 durch einen Lawinenabgang zerstört und danach wiederaufgebaut. Hias Schmidl wurde nicht nur als Pocherwirt, sondern auch als erfolgreicher „Strahler“ (Mineraliensammler) bekannt und berühmt. Einige bemerkenswerte Stücke seiner Sammlung sind derzeit in einem Teil der historischen Pochwerksruine ausgestellt.
Der Alpengasthof „Alter Pocher“ wurde im Mai 2016 von einer neuen Pächterin übernommen und wiedereröffnet.