Hier, wo der größte zusammenhängende Zirbenwald der Ostalpen steht, schaffen Einheimische aus Holz und Zapfen wahre und klare Kunstwerke

Sie wächst in den höchsten Lagen, trotzt Blitzeinschlägen, kann bis zu 1000 Jahre alt werden und übersteht Temperaturen von minus 40 Grad. Ihr Erscheinungsbild ist edel und gleichmäßig, ihr Duft beruhigend. Handwerker geraten ebenso ins Schwärmen wie Schnapsbrenner. Die Rede ist von der Zirbe. Widerstandsfähig und schön, hat das immergrüne Kieferngewächs für Osttirol eine besondere Bedeutung. Im Defereggental, wo der Oberhauser Zirbenwald als größter zusammenhängender Zirbenwald der Ostalpen steht, wird ihr Holz zu Möbeln, Vertäfelungen und Masken verarbeitet, während ihre Zapfen die Grundlage edler Tropfen bilden. Wer sich der „Königin der Alpen“ nähern möchte, erfährt auf einem liebevoll angelegten Naturlehrweg viel über ihre Eigenheiten. Im alten Handelshaus in St. Jakob ist der Zirbe gleich eine komplette Erlebnisausstellung gewidmet.

Doch zunächst ins Atelier – zum bekannten Tiroler Holzbildhauer Johann Planer, der in St. Veit der Zirbe huldigt. Denn das besondere Markenzeichen des 56-Jährigen ist das aus einem Stück gefertigte Kunstwerk. Und dafür verwendet er vor allem das aromatisch duftende Zirbenholz, weil es relativ leicht ist und sich gut bearbeiten lässt. Die Stämme sucht sich der gelernte Schnitzer beim Sägewerk selbst aus, denn „das ist Gefühlssache“. Manche seiner Figuren sind zwei bis drei Meter hoch, alles Unikate. Planers bekannte Werke, die „Dreifaltigkeitskrippe“, der „Schutzmantel-Madonna-Altar“ und viele mehr sind in seinem Atelier zu bewundern. Dort weist der Osttiroler Gäste auch gern in die Kunst des Schnitzens ein. Aber Vorsicht: Auch Gruselgestalten schauen zu, Krampusmasken mit weit aufgerissenen Mündern und leeren Augenhöhlen. „Die gehören bei uns in Osttirol zum Standard-Repertoire“, sagt Planer, der von Krippen und Kruzifixen bis hin zu bäuerlichen Motiven ein breit gefächertes Arbeitsfeld hat. Seine Werke verkauft er bis nach Holland, Marokko und Amerika.

Heimo Macher aus St. Jakob dagegen widmet sich den Zirben-Zapfen. Denn denen wohnt ein ganz besonderer Geist inne, den der Hotelier und passionierte Schnaps-Brenner bestens hervorzulocken weiß. Im angesetzten Zirbenlikör, der wunderschön rötlich schimmert und den charakteristischen Holzduft atmet, ebenso wie im gebrannten Zirbengeist, einem echten Genuss für Kenner. Insgesamt hat Heimo Macher rund 20 Edelbrände und Liköre aus der hauseigenen Brennerei im Angebot, viele davon sind mehrfach ausgezeichnet. Kostprobe gefällig? Bei seinen Führungen gewährt der 57-Jährige einen Blick hinter die Kulissen und zeigt dabei, wie Verkosten richtig geht: „Nicht hinunterstürzen, sondern Schluckerl für Schluckerl bei Zimmertemperatur genießen und zwischendurch die feinen Aromen einatmen.“ Am besten aus einem bauchigen Grappa-Glas. Zum Glück liefert der Oberhauser Zirbenwald, der sich über eine Kernfläche von 200 Hektar im Nationalpark Hohe Tauern erstreckt, immer genügend Rohmaterial für Machers Veredelungen. Wer die grünen Riesen, die mehr als 20 Meter groß werden und bis zu zwei Meter Durchmesser haben können, in natura bewundern möchte, kann auf dem Naturlehrweg „Oberhauser Zirbenwald“ aufschlussreiche Details erfahren. Einfach tief einatmen – denn den ätherischen Ölen des Zirbenholzes wird seit jeher eine entspannende Wirkung nachgesagt. Und an den Info-Tafeln verweilen, die über die Eigenheiten des Kieferngewächses ebenso aufklären wie über die traditionelle Almwirtschaft. Der Weg hat keine nennenswerten Höhenunterschiede und ist in 40 Minuten Gehzeit zu schaffen. Start ist der Parkplatz bei der Jausenstation „Oberhaus Alm“ in St. Jakob im hinteren Defereggental.

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Oberhausalm, (c) Osttirol Werbung                   (c) Osttirol Werbung, Fehringer

Dem Thema spielerisch nähern kann man sich mit einem Besuch der Erlebnisausstellung „Die Zirbe“ im Handelshaus in St. Jakob. Das Zirbenmuseum regt mit interaktiven Modulen unter dem Motto „Ein Baum zum Anfassen“ zum Spielen und Entdecken an. Per Tastendruck gibt es dazu Kurzfilme oder Geräusche, und angenehmer Zirbenduft begleitet den Besucher bei seinem Rundgang durch die Ausstellung. Geöffnet ist von Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr.

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(c) NPHT Osttirol, Gruber

Nationalpark Hohe Tauern: Wilde Urlandschaft und bergbäuerliche Kulturlandschaft, das sind die beiden Gesichter des Nationalparks Hohe Tauern. Mit 1856 Quadratkilometer Fläche ist er das bei weitem größte Naturschutzgebiet im gesamten Alpenraum. Das Schutzgebiet erstreckt sich über weite alpine Urlandschaften wie Gletscher, Felswände und alpine Matten bis hin zu den über Jahrhunderte sorgsam und mühevoll gepflegte Almlandschaften.
Über Osttirol: Osttirol mit der Bezirkshauptstadt Lienz und 32 Gemeinden gliedert sich in vier Regionen: Die Nationalpark-Region Hohe Tauern und das Defereggental im Norden, die Lienzer Dolomiten im Südosten und das Hochpustertal im Südwesten. Staufreie Anreise inklusive Landschaftserlebnis über die Felbertauernstraße.

TIPP: in der Region wurde zu Ehren der duftenden Zirbe ein Winterpakage „Wohlfühlen mit Zirbe & Co“ geschaffen. Infos rund um das 7-Tages-Angebot gibt es hier.

 


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